Er
ist zweifellos einer der Aufsteiger des Jahres – obwohl der TSV
GWD Minden den erhofften Sprung zurück in die TOYOTA
Handball-Bundesliga in der Relegation gegen den TV Hüttenberg
verpasst hat. Zum einen hat Nils Dresrüsse persönlich den Weg in
die ‚stärkste Liga der Welt’ gefunden, schon im Frühjahr
holte der TBV Lemgo das 21-jährige Torhüter-Talent, das bei den
Grün-Weißen nur wenige Spielanteile erhielt, als Ersatz für
Tschechiens Nationalkeeper Martin Galia, der zum TV Großwallstadt
wechselte. Daneben schaffte der Blondschopf auch den anderen
Aufstieg, den in der Hierarchie im DHB. Heiner Brand holte ihn im
Januar zum Nationalmannschafts-Lehrgang vor der WM an den
Ammersee. Und acht Wochen, nachdem er mit den deutschen Junioren
im August in Griechenland den Weltmeistertitel geholt hatte,
berief der neue Bundestrainer Martin Heuberger Dresrüsse zu
seinen beiden ersten Lehrgängen mit dem A-Team.
Klar, dass Heuberger von den Qualitäten des Neu-Lemgoers weiß:
Schließlich hat er drei Jahre mit ihm als Junioren-Coach
zusammengearbeitet und war deshalb auch nicht überrascht, dass
Nils zum besten Torhüter der Nachwuchs-Titelkämpfe gekürt
wurde. Beim TBV weiß er ihn auch in bester Gesellschaft, schließlich
ist mit Carsten Lichtlein einer der Nationaltorhüter Desrüsses
Torwartkollege. „Das betrachte ich als Riesenvorteil. Ich kann
mich hinter ihm weiterentwickeln und erhoffe mir natürlich, dass
er mir noch einige Tipps verrät. Carsten verfügt schließlich über
eine riesige Erfahrung, die er in der Nationalmannschaft und in
vielen Jahren in der Bundesliga gesammelt hat“, sagt der Junior
dazu.
Um
sich persönlich weiter zu entwickeln arbeitet Nils seit einem
Jahr mit TW-Trainer Martin Kussmann eng zusammen. Kussi spricht
die Sprache der Torhüter und kennt alle Facetten des
TW-Spiels.
Dresrüsse
über Kussi: „Sein Training ist äußerst vielseitig und gut
strukturiert. Mit klaren Kommandos legt er während aller Übungen
den Schwerpunkt auf eine saubere, zweckmäßige und zeitgemäße
Technik als Grundlage des Torwartspiels. Das erläutert er auch in
den Gesprächen mit mir ausführlich, was es einfach macht ihm zu
folgen. Er liefert mir so auch einen roten Faden, der es mir auch
ermöglicht mich im Training und Wettbewerb immer wieder selbst zu
überprüfen. Das gibt viel Sicherheit und Ruhe.“
Die
zusätzlichen Übungseinheiten im Torwartbereich sind mit
TBV-Trainer Dirk Beuchler abgestimmt. Die Kommunikation zwischen
den Trainern funktioniert, trotz der Distanz von 80 Kilometern. In
Lemgo freut man sich über die externe Hilfe aus Minden.
Seine Ziele sind klar: „Erst einmal möchte ich auf mich schauen
und mich gut weiterentwickeln. Schließlich muss ich mich jetzt in
der ersten Liga beweisen. Natürlich möchte ich in der kommenden
Saison möglichst viel mit Lemgo erreichen. Alles andere kommt
dann von allein“, weiß Nils, der mit dem Rest des
Junioren-Teams von der Stiftung Deutsche Sporthilfe als
„Juniorsportler Mannschaft des Jahres” ausgezeichnet worden
ist und zudem für den ‚Felix‘-Award als bester Sportler in
Nordrhein-Westfalen nominiert wurde. Dass er bei so viel
Anerkennung nicht abhebt, dafür sorgt schon sein anstrengender
Alltag: Er absolviert eine Ausbildung zum Industriekaufmann, was
einen streng durchorganisierten Tag zwischen Büroarbeit und
‚nebenbei‘ wie täglichen Trainingseinheiten verlangt. „Das
ist extrem anstrengend“, gibt er zu. Aber er nimmt das auf sich,
weil er weiß: „Ich finde es wichtig, dass man eine fundierte
Ausbildung hat.“
Was ihm als ehemaligem Fan des TBV Lemgo besonders fasziniert: Als
Kind saß er oft mit seinen handball-begeisterten Eltern (seine
Mutter spielte selbst sogar in Schleswig-Holstein in der Oberliga)
auf der Tribüne und feuerte die Lipper an. Dass er nun mit seinem
einstigen Idol Florian Kehrmann in einer Mannschaft zusammen
spielt, ist da immer noch etwas gewöhnungsbedürftig . . .
|